Warum ich für die Monarchie bin

Seien wir ehrlich. Die demokratische Idee ist gescheitert. Wir sehnen uns nach der hehren Lichtgestalt, die uns ins Helle führt, auf den Pfad der Tugend, zum Lichte empor.

Ist es wirklich vorbei? Kann ich endlich unter der Bettdecke hervorkriechen? Den Fernseher einschalten und einmal NICHT eine Diskussion um den armen Herrn W. oder den ehrenwerten Herrn G. sehen, mit dem Tenor: „Kann dieser Mensch die hohen Anforderungen, die an ihn gestellt werden, erfüllen?” – „Ist diese Person rein und hehr und ohne Falschheit, in Ehrlichkeit amen?”

Vierzig Jahre nach Achtundsechzig hat Achtundsechzig endgültig gesiegt. Ausnahmslos alle sind gegen „die Herrschenden” (Banker, Kapitalisten, Politiker), gegen „das System” (Banken, Kapitalisten, Manager, Schweine). Jeder Angestellte bei Post und Bahn singt heute das systemkritische Lied von den „brutalen Kräften des Marktes”, eine Anne-Will-Maischberger-Plasberg-Empörungs-Orgie nach der anderen beschwört die „totale Spaltung der Gesellschaft” oder die „endgültige Verelendung durch Krise und Burn-out.”  Jutta Ditfurth regiert auf allen Kanälen (wenn’s wenigstens Sahra Wagenknecht wäre).

Wie Donnerhall über Vater Rhein

Gleichzeitig sehnen wir uns so furchtbar wie nie nach der hehren Lichtgestalt, die uns ins Helle führt, auf den Pfad der Tugend, zum Lichte empor. Vom Fremdschämen gehen wir nahtlos über zum Fremdsehnen. „WAS JOACHIM GAUCK MIT DEUTSCHLAND VORHAT!” titelte Spiegel-Online   eine Titelzeile wie Donnerhall über Vater Rhein.

Seien wir ehrlich. Die demokratische Idee ist gescheitert. Wir wollen immer jemand, der sagt, wo es lang geht. Oder wenigstens zeigt, wie man eine Teetasse hält. Da ich glücklich mit einer Engländerin verheiratet bin, weiß ich, wie vergnüglich das sein kann. Die Monarchie befriedigt all die brachliegenden Bedürfnis nach einem symbolischen OBEN. Man kann jubeln, Fahnen tragen, Böller abschießen, Postkarten drucken und unentwegt Geburtstage/Jubiläen/Namenstage/Paraden feiern. Ohne all dies allzu ernst zu nehmen.

Holländer, Dänen, Norweger, Briten sind sicher lupenreine Demokraten (bei den Bewohnern Monacos kenne ich mich nicht so aus). Jeder hat die Monarchie, die er verdient. Die schrille Stephanie, der depressive Claus, der trottelige Biobauer Charles – sind das nicht alles Gestalten aus einer Soap-Opera mit therapeutischer Funktion? Können wir da nicht viel amüsierter und entspannter zusehen, wie die da oben auch nur so sind wie wir?

Monarchen altern mit uns

Im Unterschied zu Politikern verfügen Monarchen über einen unbestrittenen Etat. Die Queen hat genug Silber in Windsor Castle eingelagert, um auf fragwürdige Kredite verzichten zu können. Monarchen werden nicht abgewählt, sie altern mit uns. Auch im Zustand Alzheimer/Schürzenjäger werden sie nicht aus dem Amt gejagt, sondern fotografiert. Ist das nicht ungleich humaner?

Anders als Präsidenten geben Monarchen uns unsere Investitionen zurück. Tonnen von Traumhochzeits- und Promi-Klatsch-Journalen lassen die Konjunktur brummen. Die Schlösser des verrückten Ludwig spülen heute 800 Millionen pro Jahr in Bayerns Staatskassen. Damit ließen sich alle Ruhrgebietskommunen schuldenlos subventionieren.

Vor 25 Jahren wollte schon Rio Reiser König von Deutschland sein. Ein Schwuler, der auf einer Land-WG lebte und Rockmusik machte. Hätten wir damals nur zugestimmt! Deutschlands Zukunft wäre gesichert gewesen.

Schreibe einen Kommentar