YES, we can!

Über unsere neue Krisen-Resistenz und ihre Bedeutung

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Die Weltuntergangsstimmung, die uns seit Monaten verordnet wird, will sich nicht so recht durchsetzen. EIGENTLICH müssten wir schon längst vor rasender Angst unter den Teppich gekrochen sein.

Absturz! Abgleiten! Zusammenbruch! Die schlimmste Wirtschaftskrise seit 1929!

Bei meinen Vorträgen spreche ich vor gebeutelten Autozulieferern und vor jeder Menge Menschen, die an den Börsen ordentlich Geld verloren haben. Was ich spüre, ist eine seltsame  Gelassenheit, ja Heiterkeit. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich den STERN zum Jahreswechsel aufschlug. Die Titelgeschichte: Neuer Job, neues Glück – Von Menschen, die den Neuanfang geschafft haben.

Mit einem Test: „Sind sie reif für Veränderung?” Ist das der Sound der finalen Krise des Kapitalismus? Nein, es ist Anzeichen einer ganz neuen und interessanten „Resilienz”, einer Widerständigkeit gegen den hysterischen Zeitgeist.

Erstens haben wir oft genug erfahren, dass Gefahren in den Medien bis zum Abschlag übertrieben werden. Denken wir an „Vogelgrippe”, „Gammelfleisch”, „Terrorkrieg”, „Welterwärmung”. In enger Zusammenarbeit mit mediengeilen „Experten” filtert unser Mediensystem immer die schrillen EXTREME heraus. Angst macht Auflage, so simpel ist das. Doch immer mehr Menschen haben diesen Mechanismus verstanden – und sich gegen Panik immunisiert.

Zweitens wissen wir inzwischen mehr über das Wesen der Krise. Sie ging von einer Spekulationsblase aus, wie sie ungefähr alle zehn Jahre vorkommt. Dabei gehen Vermögen zu Bruch, Betrüger wandern ins Gefängnis, Abzocker werden enttarnt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die „Realwirtschaft”. Doch selbst wenn diese Krise, wie die Auguren verkünden, uns grauenhafte 3 (3!) Prozent Schrumpfung bringen würden, wäre unsere Wirtschaft auf dem Niveau von 2006. Bei 10 Prozent auf 2000. Wäre das der finale Zusammenbruch des Wohlstands? (Zum Vergleich: Finnland hatte 1993 eine Rezession mit 20 Prozent BSP-Verlust, China meldet im ersten Quartal 2009 einen Einbruch des Wachstums: von 10,5 Prozent auf 8,5 Prozent!)

Drittens wissen immer mehr Menschen, das Wirtschaft, Wohlstand, Prosperität, sich ähnlich entwickelt wie das persönliche Leben.

Krisen bedeuten, dass wir die Dinge neu BEWERTEN. Menschen hören auf, Dinge zu kaufen. Und plötzlich staunen sie, wie wenig sie manche Dinge brauchen – und wie „verspoilert” sie eigentlich waren.

Ich nenne das das „Spoiler-Prinzip”: Viele Branchen haben in den fetten Jahren, die hinter uns liegen, einfach nur „Spoiler” an ihre Produkte geklebt, ohne die Substanz zu verbessern. Bankprodukte waren so kompliziert, dass sie nur der Bank nutzten. Fernbedienungen und Handys bekamen immer mehr Knöpfe. Autos führen immer schneller und elektronischer und designter.

Aber plötzlich spüren wir, dass der schicke Bolide mit 225 PS und Abstandsspurhaltungssystem unser Leben nicht WIRKLICH besser macht. Dass wir ganz andere, echte Produkte brauchen. Menschen-nahe Dienstleistungen, die uns dabei helfen, uns auf das Leben und seine Freuden (Kinder, Beruf, Freunde, Familie)  zu konzentrieren. Soziale Innovationen und Gesundheitsprodukte, die unsere Lebensqualität tatsächlich verbessern. Smarte Technologie, die uns schöpferisch und kreativ werden lässt.

In der Krise hört das Getöse des Altbekannten auf.  In der Krise setzt sich, weil eine innere Revision stattfindet, das NEUE durch. Das ist Ihre Funktion. Im privaten wie im Wirtschaftlichen Leben. Im Kleinen wie in der großen Globalisierung.

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